SENNEWITZ/MZ. Ein Blick aus Lambadas dunklen Augen - und man schmilzt dahin. Die braune Alpaka-Stute schreitet majestätisch durch den Schnee, gefolgt von Alice und deren Hengstfohlen Esplendor. Ihr dickes Wollkleid reizt förmlich zum Streicheln. Das weiß die Hofeigentümerin Astrid Heidenreich aus Sennewitz nur zu gut. Kann sie doch oft selbst der Versuchung nicht widerstehen.

Die ehemalige Bankkauffrau, Mutter zweier Töchter und Tierhalterin aus freien Stücken hat sich mit ihrem Hof selbstständig gemacht. "Meine Eco-Pilotin, also meine Trainerin für die Selbstständigkeit, meinte, nur mit Hühnern, Eiern und Honig kann ich die Familie nicht ernähren. Da muss noch was Besonderes her", erzählt die junge Frau. Warum gibt man einen Job bei der Bank so einfach auf und stürzt sich in die Ungewissheit? "Ich bin mit Tieren aufgewachsen, habe von den Großeltern Haus, Hof und Anwesen übernommen und auf die Dauer waren mir Zahlen einfach zu langweilig", begründet Astrid Heidenreich ihren Schritt.

Vor zwei Jahren entschloss sie sich, einen Alpaka-Hof aufzubauen. Im Internet fand sie in Brandenburg Züchter, die schließlich ihre Partner wurden. Zuvor hieß es lernen. Scherkurs, Pflege, Ernährung, Gatter- und Stallbau und alle Fragen rund um die Selbstständigkeit - da kam ganz schön etwas auf die Familie zu. Inzwischen händelt Astrid Heidenreich alles mit ihren Töchtern, hat Geschäftspartner gefunden und sogar in Österreich eine Firma mitgegründet, die die Wolle annimmt und zum begehrten Garn verspinnt. "Man nennt die Wolle der Tiere das Vlies der Götter", sagt Heidenreich. Diese Bezeichnung stamme aus der Sprache der Inkas. Die Alpakas sind in den südamerikanischen Anden beheimatet. Und ihre feine Wolle war einst nur den Inka-Königen vorbehalten. Es gibt 22 Farben und 60 Farbschläge. Die Faser hat einen gegen Kälte und Wärme hochisolierenden Thermoskanneneffekt.

Inzwischen hat das Vlies der Götter längst Liebhaber in aller Welt gefunden. Pullover, Socken, Mützen, Schals, Westen, ja sogar Bettwaren werden heute aus der zarten Alpaka-Wolle hergestellt.

Zwei große Koppeln hat Astrid Heidenreich für ihre Tiere. Der Nachwuchs ließ bei den Stuten nicht lange auf sich warten. "Mein erstes Fohlen habe ich Wynono, der Erstgeborene, genannt", sagt die junge Frau und ist stolz auf jeden noch so kleinen Erfolg ihrer Tierhaltung. Mit der augenblicklichen Kälte kommen die Alpakas gut zurecht. Ihre Nahrung sind Gras, Heu und Kraftfutter. Die Fohlen werden nach rund zwölf Monaten Tragezeit geboren und ein Jahr von der Mutter gesäugt. Ein erwachsenes Tier kann bis zu 65 Kilogramm wiegen. Alpakas, die der Familie der Kamele zugerechnet werden, können 20 Jahre alt werden.

Wer noch mehr über die treuen und geduldigen Vierbeiner wissen möchte, kann das im Filzkurs oder bei einer Trekking-Tour zusammen mit Astrid Heidenreich erleben.

Am 18. Februar eröffnet die junge Frau ihren Hofladen. Dann sollen die Filz- und Gestaltungskurse beginnen. Gefilzt wird natürlich mit Alpakawolle. Ein Programm für Kindergeburtstage hat sie sich schon ausgedacht und einen Töpferkurs. Rund ums Tier hat der Hof noch mehr zu bieten - Kaninchen, Katzen, Hühner und bald auch wieder einige indische Laufenten.